Verleihung der Leuschner-Medaille an Fritz Bauer


Am 1. Dezember 1946 wurde das Bundesland Hessen als erstes aller Bundesländer nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Anlässlich dieses Festtages wird seit 1964 jedes Jahr Hessens höchste Auszeichnung verliehen: die Wilhelm-Leuschner-Medaille. Sie erinnert an den Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner, der den Mut hatte, sich gegen das NS-Regime zu stellen.

In diesem Jahr ging der Preis posthum an den früheren hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Bauer war das perfekte Feindbild jedes Nazis: jüdisch, sozialdemokratisch, schwul. Doch auch in der Nachkriegszeit stieß seine Person auf große Ablehnung in weiten Teilen der Gesellschaft, denn während die meisten Deutschen die Vergangenheit vergessen wollten, zwang er sie zum Hinsehen. Bauer hat sich die juristische Aufarbeitung der größten Menschenrechtsverbrechen auf die Fahnen geschrieben und war verantwortlich für die Frankfurter Auschwitz-Prozesse in den 1960er Jahren, dem größten Prozess der Nachkriegsgeschichte. Bauer agierte dabei „mit einer Schärfe, die vielen Deutschen zu weit ging“, wie Ministerpräsident Boris Rhein in seiner Rede hervorhebt. So wurde Bauer damals zum „meistgehassten Staatsanwalt“ der Bundesrepublik, der mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit auf der Suche nach der Wahrheit gegen die „braunen Seilschaften“ in Polizei und Justiz ankämpfte, und die politische Kultur unseres Landes damit geprägt hat.


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Bei der Verleihung der Wilhelm-Leuschner-Medaille mit dabei war auch der Grundkurs Geschichte der Q3 von Herrn Struwe. Anlass dafür war, dass ein Schüler des Kurses, nämlich Benedikt Amann, bei dem Festakt für das musikalische Rahmenprogramm sorgen sollte (zusammen mit Ben Herrigt aus der Q1), am selben Tag jedoch eine Klausur anstand, für die der Schüler eine Befreiung braucht. Da der Preisträger in diesem Jahr an eine für die deutsche Nachkriegsgeschichte bedeutende historische Persönlichkeit verliehen wurde und sich der Kurs gerade auch mit dem Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung beschäftigt, stellte Herr Struwe jedoch nicht nur ihn, sondern den ganzen Kurs von der Klausur frei, um gemeinsam an dem Festakt teilzunehmen. Auf seine Initiative erhielten die Schülerinnen und Schüler eine offizielle Einladung zur Ehrung. Ministerpräsident Boris Rhein verwies in seinem Schlusswort auf die Anwesenheit der Eichendorffschule, zeigte sich sehr erfreut über die Anwesenheit der jungen Generation und lobte das Engagement des Kursleiters.

Im Anschluss an den Festakt folgte noch eine Führung über den Campus Westend, bei der es passend zum Thema auch um die Geschichte des Gebäudes als Sitz der IG Farben geht, die das Zyklon B für die Konzentrationslager herstellte und für den Tod zehntausender Zwangsarbeiter verantwortlich ist.
​​​​​​​Die Führung wurde von der Bürgerstiftung Kelkheim finanziert.


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