Oktober​​​​​ 2023


Andreas Beck

Herr Andreas Beck

Nun, eigentlich war ich ja von der 5. bis 10. Klasse auf der Staufenschule in Fischbach und kam dann auf die Gymnasiale Oberstufenschule in der Pestalozzi-Schule, wo ich das Abitur 1984 machte. Damals waren wir ja noch in verschiedenen Schulkörpern separiert voneinander.

Ich hatte also niemals auch nur eine einzige Unterrichtsstunde in der Eichendorff-Schule… Moment: stimmt nicht, eine Lehramtsprüfung einer Referendarin wurde dort abgehalten und unser Englisch Leistungskurs zog dafür um. Aber die Eichendorff-Schule war für mich ja etwas ganz anderes… sie war mein „erstes Theater“. Ich spielte dort viermal unter der Leitung der fantastischen Brigitte Hofmeister-Zey (Schul-)Theater: Lessing, Goethe, Shakespeare und Miller. Was blieb also zu wünschen offen? Die Schule kenne ich vor allem nachts besser als am Tage, und die Aula und die umliegenden Räume waren unser Globe-Theatre. Im Wortsinn: unsere ganze Welt. Wir fieberten ein Jahr lang in zahlreichen Proben einer Aufführungsserie zu und spielten schließlich vor ausverkauftem Haus. Die berühmten Säulen, oder Pilaster, auf der Schulbühne immer wieder neu in unser Spiel integrierend. Wir konkurrierten mit anderen Schultheaterbühnen bei Schultheatertreffen und erhielten irgendwann sogar den Kulturpreis der Stadt Kelkheim.

Meine Eltern zogen irgendwann fort aus Kelkheim und ich war nach dem Ende meines Zivildiensts auch nicht mehr zu halten und ging nach München, wo ich heute – lustiger Zufall – wieder arbeite und lebe. In all den Jahren hatte ich zum kleinen Ensemble um Brigitte Hofmeister-Zey immer wieder oder noch Kontakt, viele dieser Klassen- und Theatergruppen-Kameradschaften halten mittlerweile ein Leben lang. Und auch Brigitte ist immer noch Teil meiner Gegenwart. Wir telefonieren gelegentlich und wenn es geht schaut sie Vorstellungen von mir in Wien, Basel oder eben wieder München an.

Meine Liebe zum Theater habe ich zwar nicht in der Aula der Eichendorff-Schule entdeckt, das war bei „Dornröschen“ am Staatstheater Hannover viele Jahre zuvor, aber in der Aula begann meine Professionalisierung. Ich wurde aber nicht Schauspieler, sondern Dramaturg. Studierte bevor ich Assistent am Wiener Burgtheater wurde in München und Bologna, bevor ich dann in München, Stuttgart, Hamburg und Wien an geschichtsträchtigen Theatern als Dramaturg arbeitete. Seit 2007 bin ich erst Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer, Theaterdirektor und Intendant und schließlich hier am Residenztheater/Bayerischen Staatsschauspiel Staatsintendant geworden.

Wenn Sie mich fragen in welchem Theater es am schönsten war, könnte ich keine gerade oder eindeutige Antwort geben, alle habe ich geliebt… Aber meine erste Liebe war die Eichendorff-Schule, wo ich nicht gepaukt, aber viel geträumt habe… auch von einem späteren Theaterleben.