April 2020

Hartnack

Herr Christoph Hartnack

Mein erster Kontakt mit der Eichendorffschule war vermutlich schon die 1. Schulklasse: 1969 gab es in dem Gebäude am Fuße der heutigen Eichendorffschule schon eine Grundschule, von der ich denke, dass sie schon diesen Namen trug. Da ich zu den sogenannten „geburtenstarken Jahrgängen“ gehörte, wechselte ich fast jedes Schuljahr die Schule - ohne selber umgezogen zu sein, so dass ich zu diesem Ort erst wieder im 7. Schuljahr kam. Inzwischen war dort ein großer Betonkomplex entstanden, in dem sich eine additive Gesamtschule befand, welche nun den Namen Eichendorffschule trug. Etwas später kam auch ein zweiter Bauabschnitt für die Naturwissenschaften hinzu, den ich aber nicht mochte, weil die Teppiche meiner Meinung nach fürchterlich nach Lösungsmittel stanken.

Zugegebenermaßen hatte diese Schule anfangs einen ambivalenten Ruf. Wer in Kelkheim etwas auf sich hielt, schickte seine Kinder aufs Gymnasium nach Königstein oder Höchst. Dennoch kann ich die Legenden von der allwöchentlichen Präsenz des Krankenwagens vor Ort nicht bestätigen. Es gab zwar, wie überall, auch mal Rangeleien, Raufereien und blutige Lippen, aber die Pausenaufsicht hatte im Allgemeinen schon die Situation gut im Griff. Dafür kann ich mich auch an sehr schöne Momente erinnern, wie zum Beispiel eine gemeinsame Aufführung des „Kleinen Prinzen“ von Saint-Exupery. (Hinweis für die Wikipedia-Freaks: das war so ca. 1977, die Theatertradition der Schule ist also schon älter …)

Die gymnasiale Oberstufe gehörte noch nicht zur Eichendorffschule: sie war als „Gymnasiale Oberstufe Schwalbach – Dependance Kelkheim“ in den Gebäuden der Pestalozzischule untergebracht, die ich schon von früher aus meiner Förderstufenzeit kannte (ich war damals in der Klasse F5o, wir waren wirklich viele …). Wir lebten da in Kohabitation mit einer Grundschule und waren zum Teil in Fertigbauten auf dem Schulhof untergebracht, welche etwas euphemistisch „Pavillons“ genannt wurden.  Ich gehörte noch zu den letzten Privilegierten, die ein vorgezogenes Abitur machen durften – und mein Mathe- und Physiklehrer damit zu den „Privilegierten“, die für genau einen Schüler Abituraufgaben in zwei Fächern  vorbereiten durften – und somit endete meine Schullaufbahn schon im Dezember 1981.

Zusätzlich zu dieser Zusatzarbeit für das Lehrerkollegium – und trotz meines defätistischen Verhaltens, einen Countdown der verbleibenden Schultage auf meinen Tisch zu stellen (was allerdings mehr die Mitschüler als meine Lehrer verärgerte) – schlug mich die Schule für ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes vor.  Nach meinem Grundwehrdienst studierte ich dann Physik an der Universität Frankfurt und promovierte dort auch 1992. Ich hatte mich auf eine akademische Laufbahn eingestellt, was aber in Deutschland problematisch wurde, weil im Rahmen der Wiedervereinigung praktisch alle freien permanenten Stellen in Forschung und Lehre auf Jahre eingefroren wurden. So verschlug es mich nach Frankreich an die „Ecole des Mines“ in Nantes, eine technische Universität des Industrieministeriums. Ich bin also inzwischen französischer Beamter.

Der Rest ist schnell erzählt:  Habilitation, Verantwortlicher für die Physik im  Bachelor, Leiter eines Studiengangs für Nukleare Sicherheit, Betreuung von Doktoranden, Mitarbeit in EU-Projekten etc.
Meine Ingenieurschule hat inzwischen mit anderen Hochschulen zu einem Institut namens IMT fusioniert und ich schlage mich aktuell mit der gemeinsamen Koordination eines Erasmus-Mundus Studienprogramms herum. Vielleicht kriege ich ja irgendwann mal einen Ex-Eichendorffler hier zu Gesicht…    Aber ich komme auch von Zeit zu Zeit in Kelkheim vorbei: ich habe da noch Verwandtschaft in der Nähe.