Sie sind Lehrer und Kumpel

logo_presse_hk vom 06.10.2015

Die Pädagogische Mittagsbetreuung an der EDS läuft prima, die Anmeldezahlen sind geklettert. Wie gut, dass nun qualifizierte Helfer da sind.

Egal, welcher Name aufgerufen wird: Bei den jüngeren Schülern der Klassen fünf bis acht brandet jedes Mal lauter Beifall auf. Die Mädchen und Jungen haben ihre Schülercoaches längst ins Herz geschlossen. Und die älteren „Trainer“ aus der Oberstufe mögen ihre Sprösslinge ebenso. Ganz offiziell haben sie ihren Auftrag jetzt Schwarz auf Weiß: Nach einem Kurs über zwei mal acht Stunden nehmen sie von Seminarleiterin Marita Hohn und Cathrin Schütz, Chefin der Mittagsbetreuung an der Eichendorffschule (EDS), ihre Zertifikate in Empfang. 15 Schüler haben mitgemacht, darunter 2 von der Gesamtschule Fischbach.

Pioniere im MTK

Das Projekt sei in dieser Form einzigartig im Main-Taunus-Kreis, weiß EDS-Schulleiter Stefan Haid. Er hat es von seinem früheren Arbeitgeber, der Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein, mitgebracht und hier angepasst. „Da mussten wir gar nicht groß nachdenken“, findet er die Idee ebenso genial wie einfach zugleich. Der Name „Schülercoaches“ sagt schon, in welche Richtung es geht: Da die EDS eine riesige Nachfrage bei der Mittagsbetreuung und derzeit sogar eine Warteliste hat (siehe „Extra“), braucht es ausreichend Personal, das sich um die Kinder kümmert. Warum aber lange suchen, wenn die Mitarbeiter bereits jeden Tag ein und aus gehen? Hier werden die Schüler dann zu Kollegen, bekommen ein schönes Taschengeld und lernen, Verantwortung zu übernehmen.

So wie Sebastian, der über Klassenkameraden von dem Projekt erfahren hat und seit einem Jahr bereits dabei ist. Er gebe den Jüngeren bei der Hausaufgabenbetreuung zwar bei Bedarf Hilfestellung, grundsätzlich sollten die Kinder ihre Sachen aber selbst machen, betont der 16-Jährige. „Es ist schön, mit Kindern zusammenzuarbeiten“, sagt Laura, „die meisten sind ja ganz niedlich“. Sie gibt privat Nachhilfe, ist Babysitterin und möchte später Grundschullehrerin werden.


Schülercoaches 2015

Die Lerncoaches bei der Hausaufgabenbetreuung: Die älteren Schüler Constantin und Laura büffeln ebenso mit den Jüngeren wie Sofia Lahyani (2. v. r.), die ihr Freiwilliges Soziales Jahr an der EDS absolviert hat.


Auch Constantin findet es gut, hier in der Betreuung mit den Kindern „was zu machen und nicht nur in einem Büro zu sitzen“, betont der 16-Jährige. Da wird dann gespielt, Sport gemacht oder einfach nur geplaudert. Handys und Spielkonsolen sind in dieser Zeit tabu. Sofia wiederum hat bereits ihr Freiwilliges Soziales Jahr an der EDS absolviert und wartet jetzt auf einen Studienplatz für Soziale Arbeit. Die Zeit bis dahin kann sie prima als Coach überbrücken, sieht das Projekt als „Pluspunkt“ für ihren weiteren Weg. „Die ganze Zusammenarbeit macht Spaß“, hebt die 21-Jährige hervor.

Seminarleiterin Marita Hohn aus Eppstein hat ein solches Training erstmals angeboten. Das Projekt findet sie spannend: Die Schülercoaches müssten nun konsequent sein und den jüngeren Kindern Grenzen setzen. „Dabei sind sie in einem Alter, wo sie selbst an Grenzen rütteln“, erklärt sie. Es sei ein „Rollenwechsel“, jetzt selbst die Verantwortung zu übernehmen. Hohn hofft, dass dieses Beispiel im Main-Taunus-Kreis Schule macht.

Natürlich gibt es auch zarte kritische Stimmen, wenn Schüler sich um Schüler kümmern sollen. Stefan Haid hat davon wenig gehört und findet es fehl am Platz: „Die Teilbarkeitsregel kann ein Neuntklässler genauso erklären.“ Die „natürliche Begabung“ der Schüler für solche Fälle sei „sehr hoch“, ergänzt Marita Hohn. Und Cathrin Schütz blickt bereits auf ein erfolgreiches erstes Jahr dieses Pilotprojektes zurück: „Wir sind ein tolles Team, alle haben schon ein relativ reifes Auftreten.“ Die Älteren seien Gesprächspartner, vielleicht auch mal Helfer auf dem Schulhof für die Jüngeren. Die Hemmschwelle, sie um Unterstützung zu fragen, sinke. „Da stecken viele schöne Gedanken dahinter“, sagt Cathrin Schütz über ein Projekt, das sie an der EDS gerne ausbauen würden. Schulleiter Haid kündigt eine Wiederholung des Seminars schon jetzt an und möchte weitere junge Interessenten mit ins Boot holen.

(wein)