Schüler und Studenten kümmern sich um die Jüngeren — mit Erfolg

logo_presse_hk vom 22.09.2017

„Der Marco ist der Beste“, sagt Selina aus der 6. Klasse der Eichendorffschule (EDS). Der junge Mann aus der Schulbetreuung am Nachmittag sei „cool und nett, es macht Spaß, mit ihm Basketball zu spielen“, lobt die Zwölfjährige. Torben (11) nickt zustimmend. Gemeinsam haben die Sechstklässler Betreuer Marco Perruzzi und seine Kollegin Esra Senol zum Tischfußball-Match herausgefordert. Später geht es an die Tischtennisplatte.

„Sie sind Schüler und Kumpel“ — so hat das Kreisblatt vor zwei Jahren ein damals einmaliges Projekt im Kreis vorgestellt: An der EDS stemmen „Schülercoaches“ einen Großteil der Betreuung. Unter den 30 Helfern im „Schülerclub“ sind vier Hauptamtliche, zwei im Freiwilligen Sozialen Jahr, der Rest sind die Coaches — also Schüler und Studenten. Wir wollten jetzt, bei der Vergabe der Ausbildungszertifikate an die neuen Betreuer, wissen: Geht dieses Konzept auf? Gibt es Hürden, Probleme? Wie geht’s weiter?

„Es hat sich etabliert hier im Haus“, betont Schulleiter Stefan Haid. Mittags sind die Coaches bei den jüngeren Schülern beim Essen dabei, achten da durchaus auf Tischmanieren. Wenn in der Pause die „Kleinen“ ein Problem haben, seien die „Großen“ und bekannten „Schülercoaches“ oft nicht weit. Haid räumt ein: „Die Kinder freuen sich, dass es nachmittags mal nicht der Lehrer ist.“ Wer bis 17 Uhr hier sei, für den sei das ein Stück Heimat — „dann braucht es etwas Emotionales“ wie eine gute Bindung.

Die Erfolgsgeschichte kann Cathrin Schütz, Leiterin der Mittagsbetreuung, bestätigen. Mit den neuen Kräften würden die Abgänge gut aufgefangen. Von Schüler zu Schüler sei „schnell ein enger Kontakt hergestellt“. Mit Marita Hohn, die für die Ausbildung der Coaches zuständig ist, sei eine Fachkraft im Alltag begleitend dabei. „Es wird immer professioneller und zugeschnitten auf das, was wir brauchen“, freut sich Cathrin Schütz.

Vor drei Jahren hat sie hier mit 45 Kindern montags bis donnerstags bis 15 Uhr angefangen. Inzwischen gehen bald bis zu 90 Schüler in die Betreuung — täglich bis 17 Uhr. Zudem ist das Team vormittags in der „bewegten Pause“ präsent. „Wir decken damit den Bedarf ab“, sagt Haid. Mehr sei derzeit nicht notwendig, somit mache sich die EDS nicht auf den Weg zur Ganztagsschule. Jetzt neue Schnittmengen vom Vor- zum Nachmittag zu haben, sei aber schon wichtig.

SC-Ausbildung 2017

Auch das gehört dazu: Die Coaches Marco Perruzzi und Esra Senol (rechts)
mit Schülern und Kollegen beim Tischfußball.

Für die jungen Leute spielen andere Aspekte eine Rolle. Einer ist das zusätzliche Taschengeld, das dank der Geldgeber gezahlt wird. Vor allem aber sind die Älteren gerne mit jüngeren Schülern zusammen. „Ich möchte etwas weitergeben“, sagt Marco. Der 18-Jährige geht auf die Richter-Schule, hat über einen Kumpel vom Angebot erfahren. Esra (16) „arbeitet gerne mit Kindern“. Sebastian Rübner (18) ist ein alter Hase, im dritten Jahr dabei. Er will jetzt studieren und bis dahin die Zeit in der Betreuung nutzen. Es sei entspannend, die Kinder zu betreuen.

Ein Grund: Die EDS hat ein wenig Druck aus der Hausaufgabenbetreuung herausgenommen. Das nennt sich nun „unverbindliche Lernzeit“. Zwei Stunden lang haben die Schüler Zeit, ihre Dinge zu erledigen — die Coaches sind jederzeit da. Dass Schüler Schülern weniger gut helfen können als Erwachsene, findet Sebastian nicht: „Es ist keinesfalls so, dass wir hilflos sind.“ Zudem könne jeder nach seinen Stärken helfen. Die Kinder sollen es aber selbst machen.

(wein)