Lukas’ USA-Traum: „Ich will einfach mal was Neues entdecken“

logo_presse_hk  vom 16.05.2014

Die Stadt wirbt intensiv für internationale Begegnungen für junge Kelkheimer. Unterstützen sollen dabei die beiden neuen Mobilitätslotsen.

Lukas hat schon klare Vorstellungen, was er im Sommer machen möchte: Bis zu einem Jahr in die USA zu gehen — das sei ein Traum von ihm, gibt der 16-Jährige aus der R 10 der Eichendorffschule (EDS) zu. „Ich will einfach mal was Neues entdecken“, betont der junge Mann, der in Übersee gerne arbeiten und sein Englisch verbessern will. Jennifer dagegen ist noch nicht ganz so entschlussfreudig. „Vielleicht“, sagt sie auf die Frage, ob sie mal ins Ausland will. Wenn ja, dann soll es aber eine eher soziale Aufgabe in einem Entwicklungsland sein, überlegt die 17-Jährige.

Ausstellung Tapetenwechsel 2014

Schüler und Ratgeber: Lukas und Jennifer denken über Reisen nach,
die Lotsen Sandra Ellbogen und Holger Schmidt (v. l.) geben Tipps. (Foto: Knapp)

Viele Alternativen

Die beiden Realschüler sitzen in der Aula und lauschen einem Vortrag von Petra Zeibig. „Mein Leben besteht aus Austauscherfahrungen“, schickt die Referentin vorneweg. Für den Verein „Transfer“ schildert sie vor allem den Real- und Hauptschülern der EDS, welche Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts sie haben — von der Sprachreise, dem Schüleraustausch und den Freiwilligendiensten bis zu Workcamps, Jugendbegegnungen und -reisen. Sie lädt die Schüler zudem ein, selbst junge Menschen aufzunehmen und „sich die Welt nach Hause zu holen“. Sie habe früher mit einem Jugendlichen aus Indonesien wichtige Erfahrungen gesammelt.

Mal als junger Mensch für einige Monate ins Ausland reisen — die Chance haben die städtischen Jugendarbeiter Sandra Ellbogen und Holger Schmidt früher nicht ergriffen. Beide bedauern dies heute sehr — sind aber dennoch intensiv mit dem Thema verbunden. Ellbogen und Schmidt sind die neuen Mobilitätslotsen der Stadt und jetzt bei der Eröffnung der Ausstellung „Raus von zu Haus“ in der EDS vorgestellt worden.

Was es mit dem Begriff auf sich hat? Ganz einfach: Junge Leute, die es in die weite Welt zieht, bekommen hier Rat und Hilfe, sich im „Dschungel“ der unzähligen Angebote zurechtzufinden. So einige, wenige Gespräche habe es schon gegeben, berichtet Schmidt. Wer etwa einen schulischen Leerlauf, noch keine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz habe, sei hier richtig. In jedem Fall legt das Duo den jungen Menschen ans Herz, eine solche Erfahrung einmal ernsthaft ins Auge zu fassen. Wichtig sei das persönliche Gespräch rechtzeitig — also gut eineinhalb Jahre — vor einem derartigen Plan. Neu ist auch die Internationale Mobilitätsberatung an jedem zweiten Freitag (in geraden Wochen) von 14 bis 17 Uhr im Jugendtreff Mitte.

Die geschulten Mobilitätslotsen sind ein Resultat der Kelkheimer Aktivitäten auf internationalem Terrain. Die Stadt hat sich vor drei Jahren mit 21 anderen Orten dem Projekt „Kommune goes International“ angeschlossen und zieht nun bei den Interkulturellen Tagen Bilanz. Heute ist von 15 Uhr an der Abschluss mit einem Fest vor dem Rathaus. Tänze, Musik, Aktionen, eine Ausstellung zum Thema „Heimat und Fremde“ sowie die Verleihung des „Youthpass“ an bereits aktive Jugendliche sind geplant.

Kelkheim dürfe sich nach seinen Aktivitäten und Fortbildungen nun auch „Dezentrale“ der Initiative „Jive“ nennen, freut sich Petra Bliedtner von der Jugendarbeit. Da laut Studien 98 Prozent der jungen Auslandsreisenden einen gymnasialen Abschluss haben, wollten die Kelkheimer mit der Projektteilnahme gerade die anderen Schüler dafür begeistern. Das Interesse in der EDS-Aula ist noch ausbaufähig. Einige Hände gehen etwas zaghaft nach oben auf die Frage, wer sich einen Tapetenwechsel vorstellen könne. Ihr Chef, Schulleiter Stefan Haid, rät ihnen dazu. Mit der Mütze vom Kirgisien-Aufenthalt auf dem Kopf schwärmt er von seinen Reisen rund um den Globus: „Nach der Schule die Beine in die Hand zu nehmen, ist etwas Tolles. Das hat mich geprägt. Man kann seinen Fokus vergrößern.“

Das haben einige Kelkheimer längst gemacht. Es gab Jugendbegegnungen mit Orten in Montenegro, dem Kosovo und der englischen Partnerstadt High Wycombe. Dorthin möchte auch die EDS ihre Kontakt vertiefen, wie Barbara Widera, Koordinatorin für internationale Kontakte, berichtet. Die Engländer seien aber noch etwas zögerlich. Es gibt an der Schule bereits Auslandspraktika in Kooperation mit dem Kreis, den klassischen Schüleraustausch, Partnerschulen in Frankreich und Spanien sowie die Vermittlung von Reisen über den Rotary-Club. Wichtig sei es, „Hürden abzubauen“, setzt Barbara Widera auf neue Impulse. Petra Bliedtner weiß, dass es Erfolg haben kann. Aussagen wie „Ich traue mich nun viel mehr, Englisch zu reden“, hat sie häufiger von jungen Weltenbummlern gehört.

Die Lotsen sind im Rathaus unter holger.schmidt@kelkheim.de sowie (0 6195) 8 03-8 83 und 8 85 zu erreichen.

(wein)