Känguru steht Pate für Schülerfirma
vom 05.02.2015
Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen „Wallaby“ der Eichendorffschule gegründet, nun gab’s eine Versammlung der Aktionäre.
Sie sind aus Jeansstoff, blau oder schwarz und sollen der neue Trend auf dem Schulhof werden: Die Turnbeutel der Schülerfirma „Wallaby“ von der Eichendorffschule (EDS) gehen gerade in Produktion. Bei der Aktionärsversammlung präsentierten die Projektteilnehmer aus der 10. und 11. Klasse ihre Geschäftsidee samt Produktmustern und erhielten hierfür breite Unterstützung. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Schüler mit ihren Turnbeuteln den richtigen Riecher hatten. Die Känguru-Gattung Wallaby mit ihren Beuteln ist der Namenspate.
Die schicke, schwarze und mit Ledereinsatz versehene Variante des Turnbeutels kann man sich auf den ersten Blick nicht nur auf dem Rücken von Schülern vorstellen, sondern auch als praktische Tragetasche besonders für Frauen, die nicht mehr die Schulbank drücken. „Das sind Turnbeutel, die für die Leute sind, die nicht das wollen, was schon jeder hat“, erklärte Geschäftsführer Jan Wittekind auf der Aktionärsversammlung. Rund 18 Euro soll diese Variante kosten, die damit im mittleren Preissegment der „Wallaby-Bags“ liegt. Das teuerste Modell wird aus einer getragenen Jeans gearbeitet und weist individuelle Merkmale auf. Der Stoff ist hier und da ausgeblichen und die Waschung interessanter als bei der einfachsten und günstigsten Version, die für nur rund 13 Euro zu haben sein wird.
Wittekind, der sich den Geschäftsführerposten mit seinem Schulkollegen Daniel Mansky teilt, ist sicher, dass sie mit ihren Produkten ihre Zielgruppe — Kinder und Jugendliche — erreichen können. Und bei der Preisstaffelung könne sich im Grunde jeder Schüler einen Beutel leisten, meint er.
Jan Wittekind (vorne rechts) ist Vorstandsvorsitzender von „Wallaby“,
Lehrer Roland Struwe (rechts hinten) betreut die Jungunternehmer. Foto: Reuß
Wie berichtet, ist das Jungunternehmen „Wallaby“ von Eichendorffschülern im vergangenen Herbst gegründet worden. Das Ganze wird von Lehrer Roland Struwe begleitet und ist Teil der „Junior-Programme“ des Instituts für Wirtschaft in Köln. Ziel ist es, dass die Jungs und Mädchen auf diese Weise praxisnah lernen, was unternehmerisches Handeln bedeutet, und ihre Kompetenzen auf mehreren Feldern erweitern können. Unterstützt werden die Schülerfirmen von Experten.
Dass so ein Turnbeutel überhaupt interessant für Schüler ist, davon sind die rund 20 Köpfe hinter „Wallaby“ nicht zuletzt deshalb überzeugt, weil der Markt bisher von dröge gestalteten Varianten von großen Sportartikelherstellern dominiert wird. Das jedenfalls ist die Einschätzung der Jugendlichen. Profitieren dürften die Jungunternehmer davon, dass die Nutzung der Beutel nicht auf den namensgebenden Zweck — nämlich Turnschuhe, T-Shirt und Trainingshose zu verstauen — beschränkt ist. Man sieht sie häufig auch als Rucksack-Ersatz bei Schülern. Auch deshalb haben die „Wallaby“-Macher beim Design darauf geachtet, dass etwa ein Din-A 4-Ordner hineinpasst.
Ein weiterer Erfolgsfaktor dürfte sein, dass die Jungunternehmer mit dem Absatz ihrer Produkte zu Hause, bei Freunden und eben auf dem Schulhof beginnen können. Schon alleine, um sie zu unterstützen, wird der ein oder andere gewillt sein, ein Modell zu bestellen.
In den kommenden Wochen werden sich die Schüler noch mit einem Problem rumschlagen müssen, das auch bei der Aktionärsversammlung angesprochen wurde: Die Beutel sind zwar durchaus attraktiv, doch fehlt ihnen ein Wiedererkennungsmerkmal. Weder eine kleine Stickerei, ein Druck oder sonst etwas weisen auf die Marke „Wallaby“ hin. Ein Manko, wie Teilhaber und Jungunternehmer gleichermaßen finden. Eine Lösung ist allerdings schon in Sicht: Wie Marketingleiterin Theresa Lohkampff erläuterte, arbeite die Firma in der Produktion gerade an einer Möglichkeit, das pfiffige Logo auf den Beutel zu drucken. Gesucht werde noch nach einer vergleichsweise kostengünstigen und wenig aufwendigen Methode. Bislang werden die Beutel in eigener Produktion hergestellt. Das ist zeitintensiv und zu einem straffen Lernpensum nebenbei wohl nur in sehr begrenztem Maße möglich.
Wieder auflösen
Die Gründer planen, die Beutel nicht nur an ihrer Schule zu verkaufen, sondern vielleicht auch an andere Schulen oder Unternehmen heranzutreten. Ist die Nachfrage groß genug, kommt vielleicht die Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten infrage, die die Produktion übernehmen könnten. Zwischen Februar und Juni sollen die Turnbeutel vermarktet werden. Später dann wird die Unternehmung wieder aufgelöst und die Aktionäre, sofern sie dies möchten, werden ausgezahlt.
Wer sich die Arbeit der Jugendlichen anschauen will, kann die Internetseite www.wallaby-bags.de anschauen.
(Melanie Taylor)