Kammerorchester unterstützt ein ungewöhnliches Projekt in Namibia

logo_presse_hk vom 02.10.2018

Es wird eine ganz besondere Klassenfahrt: Im kommenden Jahr werden einige Mitglieder des Kammerorchesters der Eichendorffschue nach Namibia fliegen. Dort beteiligen sie sich an einem internationalen Jugendprojekt.

Olaf Heim ist in Sachen Musik schon viel herumgekommen. Der Lehrer und Fachbereichsleiter an der Eichendorffschule (EDS) war mit dem Sinfonieorchester unter anderem schon in Spanien. Doch das aktuelle Projekt ist auch für den erfahrenen Pädagogen und Dirigenten Neuland. So neu, dass er in diesem Sommer erst einmal auf Tuchfühlung ging. Sein Ziel war Namibia.

Doch Heim wollte nicht deutsche Eindrücke sammeln, sondern vielmehr „Yona“ besuchen. Diese Abkürzung steht für „Youth Orchestras of Namibia“ („Jugendorchester von Namibia“). Es handelt sich dabei um ein besonderes Projekt, bei dem junge Afrikaner in einer Schule zusammengebracht werden und erstmals auf einem Musikinstrument üben können. Die Grundschüler stammen aus den ärmsten Gegenden des Landes. Ein Ziel sei es, „dass sie aus ihrem Sumpf herauskommen“, weiß Heim, der sich das Quartier mit einem Guide angeschaut hat. Wenn die Kinder zum Musikunterricht gehen, sei dies ein Weg nach draußen.

Unter welch schweren Bedingungen „Yona“ Musik macht – das will Olaf Heim im nächsten Jahr dem Kammerorchester der EDS zeigen. Die Kelkheimer Schüler dürfen eine außergewöhnliche Reise antreten: zwei Wochen zu einem Projekt nach Namibia. In der ersten Woche sollen sie als „Lehrer“, als Mentoren den noch unerfahrenen „Yona“-Kindern helfen, zudem werden sie mit dem Orchester der „Deutschen Höheren Privatschule Windhoek“ üben. Die drei Gruppen werden dann in der Hauptstadt wohl drei Konzerte geben, zudem ist laut Heim ein Auftritt während Kulturprogramms in der zweiten Woche in der Küstenstadt Swakopmund geplant.


Kammerorchester-Konzert 2018

Das Kammerorchester des Eichendorffschule gab ein Konzert in der Evangelischen Kirche
in Liederbach unter der Leitung von Olaf Heim.

Feuer und Flamme

„Ich weiß jetzt, was mich erwartet“, sagt Heim. In seinem Wohnzimmer hat er den betroffenen Familien die Möglichkeiten einer solchen Reise präsentiert – nun sind alle Feuer und Flamme. Allerdings gibt es noch eine Hürde: So eine „Klassenfahrt“ der etwas anderen Art ist nicht ganz billig. Deshalb sammeln Heim und das Kammerorchester Spenden. Ein Baustein war hier das Benefizkonzert vergangen Donnerstag in der Evangelischen Kirche in Liederbach (siehe Text rechts). Weitere Auftritte der 18 Schüler im Alter von 13 bis 17 Jahren sollen folgen. Auch das Goethe-Institut soll eine Aufnahme des Konzertes erhalten – für eine mögliche Unterstützung. Das Institut hat auch den „Yona“-Kindern vor zwei Jahren die ersten Instrumente gegeben. Wenn die EDS nächstes Jahr fliegt, sollen ebenfalls einige Musikgeräte aus dem eigenen Bestand im Gepäck sein.

Das Projekt „Yona“ orientiert sich an dem Konzept „El Sistema“ aus Venezuela. Dort werde schon seit 1975 der soziale Wandel durch Musik aktiviert und finde inzwischen weltweit Nachahmer. „Yona“ habe die Vision, „das Leben der Jugend durch Musik, das Gefühl der Zugehörigkeit mit Selbstbewusstsein, die Bedeutung von Teamarbeit und einer starken Arbeitsmoral zu entwickeln“, so Heim. Leiterin des Projektes ist Gretel Coetze, eine Sängerin aus Südafrika. Von dort stammt auch Leana Alkema, eine Cello-Lehrerin in Frankfurt, die schon für „Yona“ unterrichtet hat. Über sie kam auch der Kontakt zur EDS zustande. Bereits im vergangenen Advent hat die Münsterer Schule ein Benefizkonzert für die Kinder in Namibia gegeben. Da die EDS Teil des städtischen Netzwerks „Kommune goes international“ ist, wurde aus dem Schritt nach Afrika schnell mehr als nur eine Idee. Es darf gerne noch mehr daraus werden: Im Unterricht könnten auch die Fächer Politik und Geschichte eingebunden werden. Und Heim denkt schon weiter: „Schön wäre es, wenn das ein Austausch werden würde.“




Konzert-Premiere des Kammerorchesters ein großer Erfolg


Mit dem ersten eigenen Konzert des Kammerorchesters der Eichendorffschule (EDS) ist Leiter Olaf Heim „sehr zufrieden“. Gut 75 Minuten präsentierten sich die 18 jungen Musiker in der Evangelischen Kirche Liederbach. Da aus der Nachbargemeinde viele Schüler (auch einige des Orchesters) kommen, lag der Wechsel der Bühne einmal nahe. Heim ist zufrieden mit der Besucherresonanz und hofft nun auf weitere Spenden für die Namibia-Reise.

„Das ist ein schönes Projekt, um Bewegung in so ein Orchester zu bekommen“, findet Heim. Die Jugendlichen nun zu Sonderproben zu animieren, falle deutlich leichter. Sie seien allesamt hochmotiviert. Auch beim Konzert selbst, bei dem einige junge Leute als Solisten aufwarteten. So wurde für Jan Liebermann extra ein Flügel organisiert. Josephine Lang und Lina Seintsch (Sopran) gaben außerdem ein Gesang-Duett. Das Programm wiederum war eine Reise durch die Zeit – von Bach, Vivaldi und Haydn im 18. Jahrhundert über Schubert (1816) bis zu Piazolla im 20. Jahrhundert.

Olaf Heim freut sich, dass viele Mitglieder des Orchesters aus dem „Talentschuppen“ des „Streicher-Club“ mit der Musikschule stammen. „Sie bilden nun ein schönes Kammerorchester. Da bin ich richtig stolz drauf“, sagt er. Geübt wird am Freitagnachmittag. Oder auch mal an einem Wochenende in der Jugendherberge Oberreifenberg. Aber die Jugendlichen wissen ja inzwischen, für welches Fernziel sie sich so anstrengen.



( wein)