„Junior-Landeswettbewerb“: Mit Seifenspendern zum Hessentitel

logo_presse_hk vom 18.05.2017

Seifenspender aus Glasflaschen, Schatullen aus Büchern und verzierte Spiegel: Damit punkten die frisch gekürten „Berlin-Fahrer“.

Der grüne Tee und der Jägermeister sind ausgetrunken, das dicke Buch hat die ganze Familie durchgelesen. Wohin also mit den Dingen, die in die Kategorie „unbrauchbar“ einzuordnen sind? 15 findige Schüler zwischen 15 und 17 Jahren wissen seit Sommer 2016 darauf eine Antwort: ins Bad. Da werden dann die Glasflaschen zu Seifenspendern, ausgehöhlte Bücher zu Schatullen. Und deshalb haben die Eichendorffschüler die Firma „Bavolution“ gegründet — ein Name, der sich aus „Bath“ für Bad und Evolution zusammensetzt.

Ein Titel, der für Qualität steht. Denn „Bavolution“ ist am Dienstag zur besten Schülerfirma Hessens gekürt worden. Die klugen Köpfe haben den „Junior-Landeswettbewerb“ in der Handwerkkammer Wiesbaden gegen acht Konkurrenten gewonnen. Platz zwei ging an Schüler aus Frankenberg, die Taschen als alten Jeans produzieren, Dritter wurde eine Limburger Schule mit Partnersonnenliegen aus Holz. Die Münsterer dürfen nun am Bundesfinale im Juni in Berlin teilnehmen. Sollten sie deutscher Meister werden, winkt ihnen ein Startplatz beim Europawettbewerb der Schülerfirmen in Brüssel.

Doch so weit will Luisa Mansky noch nicht denken. Die 16-Jährige ist Vorstandsvorsitzende von „Bavolution“ und war vom Erfolg wegen der starken Konkurrenz überrascht. Sie denkt, das Gesamtbild habe den Ausschlag gegeben. Eine wichtige Rolle habe wohl der Werbefilm gespielt. Allein dafür haben die Schüler an einem Samstag zwölf Stunden in der Schule verbracht. Beim nächsten Treffen wird nun besprochen, mit welcher Marschroute die Gruppe ins Berlin-Abenteuer geht.

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Neu sind drei Unikate von Spiegeln im Angebot. Die Mitarbeiter von „Bavolution“, unterstützt von 74 Aktionären, haben sie mit nicht mehr benötigten Materialien — von Puzzleteilen über CDs bis zu Kronkorken — an den Rändern aufgewertet und wollen sie nun bei Märkten versteigern. Insgesamt ist Luisa Mansky mit dem Geschäftsjahr zufrieden, gut 60 Seifenspender seien verkauft, etwas weniger Bücher. Auch wenn auf der Ausgabenseite einige Posten gerade für Werbung stehen, habe die Finanzabteilung doch so gut gearbeitet, dass der Hessenmeister schwarze Zahlen schreibe, freut sich die Vorstandschefin. Und dieser Gewinn fließt nicht in die eigenen Taschen, sondern geht an eine Organisation, die Schul-Toiletten in Afrika baut.

Begeistert vom Titel ist auch EDS-Lehrer und Pate Roland Struwe. Schon im Vorjahr wurde die Firma „Recigees“ mit ihren Koch- und Erlebnis-Büchern von Flüchtlingen Zweite, 2015 erreichte „Wallaby“ mit Turnbeuteln Rang vier. „Darauf können wir stolz sein“, sagt Struwe. Er sei ja schon „optimistisch gewesen, dass es für einen Treppchenplatz reichen könnte“. Überzeugt habe letztlich wohl vor allem die Philosophie mit dem Satz: „Eine Revolution des Bades durch eine Evolution der Dinge“. Gebrauchte Gegenstände „in einen ewigen Kreislauf zurück zu bringen“ — damit hätten die Schüler gepunktet. Auch der Geschäftsbericht, die Präsentation, der wie ein Bad eingerichtete Messestand mit Schülern im Bademantel und das Jury-Interview flossen wohl sehr positiv in die Bewertung mit ein.

Struwe hat den Jugendliche freie Hand gelassen. So sei das Logo mit dem „Unendlich“-Zeichen als Wassertropfen der geniale Einfall der Schüler gewesen. Einzig bei der Produktfindung habe er ihnen geraten, etwas aus dem Bereich „Upcycling“ zu überlegen — so wurden alte Glasflaschen sowie Bücher auserkoren. Mit einem weinenden Auge sehen Mansky und Struwe das Projekt. Denn mit dem Ende des Schuljahres wird „Bavolution“ nach gut einem Jahr wahrscheinlich aufgelöst — so wollen es die Regeln des vom Institut der deutschen Wirtschaft geförderten Projektes. Eine Neugründung im privaten Bereich sei zwar möglich, aber sehr aufwendig, weiß der Lehrer. Die Vorgängerfirma „Recigees“ überlege so etwas aber gerade. Luisa Mansky will es jetzt erst einmal laufen lassen, dann werde die Firma nach Gefühl entscheiden, ob es weitergehe.

Ganz gleich — die Fachleute sind begeistert vom Hessenmeister: „Wir brauchen junge, motivierte und engagierte Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen“, sagt Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson. Beim „Junior“-Wettbewerb könnten Schüler genau jene Erfahrungen sammeln, „die sie in ihre Berufswahlentscheidung einfließen lassen können“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk.


(wein)