Im Studium etwas Geld verdienen -
aber auch mal den Boden aufwischen
vom 05.12.2013
Hört sich widersinnig an, diese Überschrift. Ist sie aber gar nicht, wenn man den Hintergrund kennt. Denn im Grunde genommen ist hier die Rede vom Dualen Studium in Hessen, über das die Bundesagentur für Arbeit augenblicklich in den Schulen informiert, so auch dieser Tage in der Eichendorffschule durch das Kampagnenbüro Duales Studium Hessen für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe mit Oberstufenleiter Manfred Schneider-Weiffenbach. Auch für ihn etwas Neues, wie er am Schluss sagte. Und auch er habe gelernt.
Denn auf dem Podium saßen, um zu berichten: Ein dual Studiernender, der im Hause Aldi angestellt ist, dann zwei junge Damen, die sich mithilfe des Dualen Studiums auf eine Karriere in der Hotelbranche vorbereiten, zwei dualstudierende Mitarbeiter der Firma Rothenberger und die Personalchefin dieses großen Unternehmens, Hildegard Eisen. Es ging hier nicht darum, das duale Studium zu empfehlen, aber denjenigen, die zusammen mit der Berufsausbildung ein Studium aufnehmen möchten, die Möglichkeiten mit auf den Weg zu geben, den einen oder anderen Rat vermitteln.
Unter dem Strich: Mit etwas Energie und wenn man bereit ist, auch persönliche Dinge zeitweise hintenan zu stellen, ist das duale Studium bis zum Bachelor oder gar Master durchaus möglich.
Niklas Werner (Aldi Süd): „Wenn man später einmal Bereichsleiter werden will, oder noch mehr, also Vorgesetzter von vielen Filialen, viel Verantwortung übernimmt, dann muss man diese Firma bis in die kleinsten Verästelungen kennen, muss auch mal den Fußboden reinigen, abgesehen von andere Arbeiten im Haus. Das kann dann auch schon mal einige Stunden mehr dauern, als ein normaler Studientag.“ Das BWL-Studium ist notwendig, um Betriebsabläufe in einem größeren Rahmen zu erkennen. Viel im dualen Studium ist auch auf die Studierenden zugeschnitten, vor allem, wenn die Firmen kooperieren. Das Privatleben, Freizeit sind unter Umständen eingeengt. „Es bleibt Freizeit, auch wenn ich nicht immer bei meiner Fußballmannschaft dabei sein kann. Semesterferien zum Relaxen fehlen, Urlaube sind kurz. Man muss sich nur organisieren.“ Und die beiden Damen aus der Hotelbranche: „Man gewöhnt sich an alles.“
Gleich zwei dual Studierende steuerte das Haus Rothenberger an diesem Tag bei. Hier unterstrich Hildegard Eisen die Wichtigkeit, dass man sich vorher in einer Firma umsieht, sich mit ihr beschäftigt, um zu sehen: Liegt mir der Laden. Wichtig aus der Sicht der Arbeitsagentur, dass man sich rechtzeitig bewirbt, dass man sich auf Messen umschaut, dass man Bewerbungen schreibt, in denen man sich nicht als Superduper anpreist, sondern mit normalen Formulierungen, die auch mal etwas lockerer sein können, seine Möglichkeiten darlegt, vor allem auch klar macht, warum man sich für den Beruf entscheidet. Hildegard Eisen und ihre Kollegen wissen sehr schnell wie man die Spreu vom Weizen trennt.
Auf eines jedoch wurde auch hingewiesen: Wer während des Studiums schon in einer Firma lernte und arbeitete, hat auch brillante Chancen, dass ihm oder ihr Aufstiegsmöglichkeiten eingeräumt werden. Hildegard Eisen formulierte es zwar nicht so flapsig, aber eine Firma wäre bescheuert, wenn sie nicht die Investitionen nützte, die sie für ihren studierenden Mitarbeiter einräumte.
Eine Motivation für das duale Studium: Zwölf oder 13 Jahre Schulbank sind genug — und dann gleich wieder die Uni-Schulbank? Da hat man im Unternehmen die Abwechslung zwischen Theorie und Praxis. Und man kann gleich etwas Geld verdienen. Bei Aldi sind es 1.400 bis 1.800 Euro im Monat. Auch für die Zeit, da man nicht im Betrieb arbeitet, sondern die Uni besucht.
Und eines wurde noch als besonders wichtig erwähnt, auch vor allem von Hildegard Eisen: Fremdsprachen. Die Grundlage ist Englisch als Minimum, im Hotelgewerbe — übrigens wohl auch bei Rothenberger — braucht man mehr. Schließlich arbeitet dieses Unternehmen weltweit, die Hotelbranche sowieso. Und viele Firmen legen nach wie vor Wert auf eine gute deutsche Rechtschreibung.