Eine steile Karriere, aber die Heimat vergisst er nicht

logo_presse_hk vom 18.03.2016

Sebastian Rieker studiert, hat eine eigene Firma gegründet und ist Visual Artist bei der bekannten Band „Sofa Surfers“. Für sie schneidet er Videosequenzen live auf der Bühne. Derzeit ist er auf Tournee, macht aber heute Station in Frankfurt.

Das Gefühl, den Koffer an vielen Orten in wenigen Tagen zu öffnen, kennt Sebastian Rieker. Schon als Jugendlicher tourte der Kelkheimer mit seiner damaligen Band „JAMT“ quer durch Österreich — mit riesigem Erfolg: Die junge Gruppe mit Musikern aus der Region holte sich damals sogar die Goldene Schallplatte für mehr als 10 000 verkaufte Tonträger.

„JAMT“ ist inzwischen Vergangenheit, und Sebastian Rieker feiert am Samstag seinen 22. Geburtstag. Doch unterwegs ist er noch immer. Aktuell begleitet der Darmstädter Film-Student ein besonderes Projekt: Er steht für die Band „Sofa Surfers“ als Visual Artist auf der Bühne. Zwar spielt er in dieser Rolle kein Instrument mehr, wie damals für „JAMT“ den Bass, dafür aber bedient er ein spezielles Segment: Während die Band ihre Stücke präsentiert, kreiert Rieker mit dem Laptop und einem Plattenspieler aus zuvor geschnitten Videosequenzen, den Loops (Fetzen), seine eigene Show, die die Musik begleiten und abrunden soll. So entstehe immer etwas Neues und er könne auf die Lieder, die Orte und das Publikum individuell eingehen, schwärmt der Kelkheimer von dieser Form der Live-Unterhaltung. Natürlich sei er nicht der erste Visual Artist, „aber nur wenige lassen ihn auf die Bühne“, freut er sich über die gemeinsame Projekt mit den „Sofa Surfers“.

Die Band sei „eher ein Geheimtipp“, ordnet er sie ein. Die österreichische Gruppe hat seit 1997 insgesamt elf Alben produziert und zunächst im Bereich Techno zu den „Legenden“ gezählt, wie Sebastian Rieker lobt. Später spielte die Filmmusik eine wichtige Rolle bei den „Sofa Surfers“, deren aktuelles Album von 2015 den Titel „Scrambles, Anthems and Odysseys“ trägt und in eine mystische Parallelwelt entführt. Mit Timo Novotny haben sie bereits einen langjährigen Visual Artist.

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Sebastian Rieker (Mitte) mit einem Teil der „Sofa Surfers“.

Heute Konzert im „Bett“


Den Wiener Regisseur lernte Rieker vor einem halben Jahr kennen, als er mit seiner, mit zwei Kollegen gegründeten, Firma Seehund Media ein Musik-Video für die Band machte. So tourte der Jungunternehmer und Student schon im Vorjahr mit den „Sofa Surfers“ durch Europa, machte Station unter anderem in Wien, München und Porto. Nun begleitet er auch die Deutschland-Tournee der Gruppe — der Start war vorgestern in Dresden. Über Berlin und Leipzig geht es nach Frankfurt, wo Rieker mit den Surfers am heutigen Freitag, 18. März, um 20 Uhr in den Musikclub „Das Bett“, Schmidtstraße 12, kommt. Karten kosten 20 Euro an der Abendkasse und 18,60 Euro im Vorverkauf. Infos gibt’s unter (0 69) 60 62 98 73. An seinem Geburtstag ist der junge Kelkheimer dann in Dortmund, einen Tag später noch in Regensburg.

„Ich habe eigentlich gedacht, ich mache die Firma nebenher, jetzt studiere ich nebenher“, sagt Rieker über sein Globetrotter-Leben, mit dem er sich aber sehr gut anfreunden kann. Aktuell wohnt er in Graz. Film- und Video-Projekte hat er unter anderem schon für eine Hamburger-Kette, für die Alte Oper Frankfurt und mit dem bekannten Schauspieler Martin Semmelrogge gemacht. Einer der Höhepunkte seiner noch jungen Karriere war eine Reise mit Jazzgitarrist Harri Stojka durch Indien.

Doch bei all diesen besonderen Aufträgen vergisst Sebastian Rieker seine Wurzeln nicht. An der Eichendorffschule in Münster machte er 2013 sein Abitur, und noch heute betreut er die Schulband — wenn es sich denn zeitlich einrichten lässt. Gemeinsam mit Musiklehrer Olaf Heim plant er im Sommer ein besonderes Projekt in Kelkheim.

Freibad-Festival geplant

Am 29. Juni soll es ein Konzert mit den Ensembles der Schule sowie Gästen geben — die Bühne wird das Freibadgelände sein. Ab 18 Uhr dürfen sich die Gäste auf eine Veranstaltung mit „Festival-Charakter“ freuen, kündigt Rieker an. Nach dem großen Konzert mit Filmmusiken vor zwei Jahren hatte er mit Heim die Idee, wieder etwas Großes auf die Beine zu stellen. Natürlich wird der junge Kelkheimer Künstler dann auch als Visual Artist die Bläser, Orchester und Bands auf der 80 Quadratmeter großen Bühne begleiten. Auf dieses Heimspiel mit Titeln aus dem aktuellen Bereich Rock und Pop freue er sich besonders, doch seine berufliche Zukunft sieht er in aller Welt. Das Kofferpacken wird also weiterhin eine wichtige Rolle spielen . . .

(wein)