Damit es mit der Sprache klappt
vom 26.03.2016
44 800 Euro spendet die Alcoa-Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in Kelkheim.
So richtig viele Erfahrungen mit Flüchtlingen am Ende der Schullaufbahn und mit dem Übergang etwa zu einer Berufsausbildung hat man an der Eichendorffschule noch nicht gemacht — die meisten sind noch gar nicht lange genug in Deutschland, um so weit gekommen zu sein. Aber Schulleiter Stefan Haid warnt vor der Annahme, bei den Flüchtlingen könne ganz allgemein von Bildung nicht die Rede sein. „Manchmal gibt es ein gutes Bildungsniveau, manche sprechen drei Sprachen“, hat er beobachtet. Nur gehört Deutsch in der Regel nicht dazu.
Die Intensivklassen an den Schulen haben daher vor allem die Aufgabe, den Flüchtlingskindern Sprachkenntnisse zu vermitteln. Herausgestellt hat sich, dass viele in die Regelklassen wechseln, sobald sie gut genug deutsch können, um sich im Alltagsleben verständigen zu können. Gelegentlich reicht dies aber nicht aus, um bei Klassenarbeiten spezielle Fragestellungen verstehen zu können. Da kommt es durchaus darauf an, zu begreifen, dass ein erläuternder Satz im Konditional steht. Und auf diese Probleme müssen sich die Lehrer einstellen können — und zwar letztlich alle.
Auch so kann Unterricht in der Intensivklasse des Eichendorffschule aussehen:
Lehrerin Janine Willgeroth pflanzt mit Christopher (rechts) und Djordje Frühlingsblumen.
Amerikanische Firma
So manches, was aus pädagogischer Sicht sinnvoll ist, zweifelt aber an fehlenden Ressourcen. Um so mehr freut sich Schulleiter Haid, dass es in Kelkheim eine Niederlassung der amerikanischen Firma Alcoa gibt, einem der weltgrößten Hersteller von Aluminiumprodukten. Alcoa hat eine Stiftung, mit deren Mitteln Projekte an den Standorten unterstützt wird, und die Eichendorffschule profitiert davon auch nicht zum ersten Mal.
Jetzt wurde in der Eichendorffschule ein Scheck übergeben zur Unterstützung der Arbeit mit Schülern, die einen besonderen Förderbedarf haben, unter anderem Flüchtlingskinder. 50 000 US-Dollar — das sind 44 800 Euro — hat die Stiftung jetzt übergeben, nach den Worten von Kelkheims Bürgermeister Albrecht Kündiger ein Betrag, dessen Charakterisierung als „bemerkenswert“ aus seiner Sicht untertrieben wäre. Der Rathauschef war zur Spendenübergabe erschienen, weil neben der Eichendorffschule und der Anne-Frank-Schule, schule auch die städtische Jugendarbeit an der Zusammenarbeit beteiligt ist. Außerdem wurde jetzt die selbstständig gewordene Gesamtschule in Fischbach in das Netzwerk aufgenommen.
Mehrere Vorhaben wurden und werden mit dem Zuschuss unterstützt. Erstens ging eine neue Internetseite www.jubizu-kelkheim.de ans Netz, auf der sich unter anderem Firmen vorstellen, die Ausbildungs- und Praktikumsplätze anbieten. Dahinter steckt die Idee, auch zwischen den alle zwei Jahren stattfindenden Ausbildungsmessen den Kontakt zwischen Firmen und Jugendlichen nicht abreißen zu lassen. Dieser Internetauftritt wurde jetzt bei der Scheckübergabe freigeschaltet. Die nächste Ausbildungsmesse ist übrigens für den 7. Oktober geplant.
Zweitens werden die Schulsozialarbeiterstellen an der Eichendorffschule und der Anne-Frank-Schule von 80 auf 100 Prozent aufgestockt, vor allem, weil die Schularbeiter in den Praxisklassen gebraucht werden. Die Schüler dieser Klassen kommen nur zweimal wöchentlich und sind drei Tage schon im Betrieb. „Es hat sich gezeigt, dass das nur mit Schulsozialarbeit gut funktioniert“, sagt Niko Kresimon, stellvertretender Leiter der Anna-Frank-Schule.
Drittens werden Hilfsmittel für den Unterricht von Kindern ausländischer Herkunft gekauft, Laptops zum Beispiel. Damit kann der Unterricht in den Klassen differenziert und damit das Problem gelöst werden, dass die Flüchtlingskinder mit sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen kommen. Und viertens wird in die Fortbildung von Lehrern investiert mit Blick auf Schüler, die aus Intensiv- in die Regelklassen kommen.
(Manfred Becht)